Wir sind schöpferische Zerstörer. Jeder Unternehmer braucht die – neben den Bewahrern und Wert-Schöpfern – in seiner Firma. Für unternehmerische Innovationen allemal.
Uns passiert es immer wieder: Wir bekommen eine Anfrage zu beispielsweise einer neuen Webseite oder einer Broschüre, einer Anzeigenserie oder was auch immer…
Und was als vermeintlich einfache Aufgabe daher kommt, entpuppt sich als „bisschen dickeres Brett“.
Aber warum?
Ganz einfach:
Ich fange vorne an: Bereits bei einem der ersten Kontakte stellen wir viele Fragen, um bestmöglich herausarbeiten zu können, was der Kunde eigentlich will. Meist formulieren wir gemeinsamen in Gesprächen, was am Schluss rauskommen soll. Eigentlich ein einfaches Briefing.
Nicht selten fällt in diesen Gesprächen aber auf, dass das, was ursprünglich gewünscht war nicht zu hundert Prozent deckungsgleich ist mit dem, was tatsächlich gebraucht wird.
Denn wenn dann noch unsere Expertise mit umfangreichen Erfahrungen dazu kommt, erweitert sich der Blickwinkel, die Perspektive auf das Projekt. Und wenn wir dann noch den Kreativen Zerstörer geben…
Ein Beispiel:
Als bestes Beispiel fällt mir diese alte Geschichte ein, die einen Teil meiner Unternehmensphilosophie, die kreative Zerstörung, sehr schön beschreibt.
Stellen wir uns einen Kunden vor und der ruft mich an: „Herr Wolf, ich brauche ein Bild für mein Büro.“
Da ich den Kunden kenne, kenne ich auch sein Büro und sehe die leere, weisse Wand vor meinem geistigen Auge. Format und Proportionen für ein Bild kann ich mir in etwa denken.
Ich könnte jetzt fragen: „Und, wollen Sie lieber Farbe oder schwarz/weiss? Welche Größe, welches Material, glänzend/matt? Haben Sie einen Wunsch, was drauf soll? Was Privates vielleicht, was mit Familie, Hund oder so – oder lieber was Künstlerisches, haben Sie ein besonderes Thema…?
Aber genau das mache ich nicht! (Wenn man mich lässt ,-)
Als ich die Geschichte zum ersten Mal erzählte, kannte ich weder den Golden Circle noch Simon Sinek.
Aber ich fragte schon vor über 30 Jahren gerne und so oft wie möglich nach dem warum. Meine Frage in dieser Geschichte lautet daher: „Warum wollen Sie denn ein Bild haben?“
Und der Kunde antwortet, dass er weisse Wände ja eigentlich ganz toll findet. Aber auf Dauer deprimiert ihn die leere Wand. Besonders, wenn er abends so lange arbeitet. Und dann zu spät zum Abendessen nach Hause kommt und die Kinder auch oft schon im Bett liegen…
Ausserdem nervt ihn, dass er als Naturliebhaber eigentlich eh viel öfter draussen sein will und nicht den ganzen Tag im Büro eingesperrt auf seine blöde, kahle Wand starren will!
Einige Gedanken und Gespräche später haben wir ihm dann ein Loch in die Wand gehauen und ein großes Fenster eingebaut.
Wenn er jetzt an seine ehemals kahle Wand schaut, sieht er seine geliebte Natur, die Jahreszeiten, das Wetter und die Tageszeit…
Macht früher Feierabend und isst mit seiner Familie zu Abend.
Will sagen: Wenn man offen ist, im Austausch ein Problem von mehreren Seiten zu betrachten und neuen, kreativen, aussergewöhnlichen Möglichkeiten eine Chance gibt, kommt bestenfalls am Ende eine Lösung heraus, die viel, viel mehr leistet, als man ursprünglich zu hoffen wagte.
Die Beispiele in unserem Arbeitsleben sind nicht immer so blumig, aber um so mannigfaltiger. Ich suche mal ein paar raus, die das Prinzip ganz gut erklären:
Die Prozesse kann ich hier nicht alle beschreiben, ebensowenig alle Lösungen. Aber das Prinzip ist klar: Wenn man sich mal die Ruhe nimmt und überlegt, was eigentlich gerade besprochen wurde und in welchem situativen Kontext dies stattfindet, kommt schnell eins zum anderen und langsam erscheint eine Gesamtbild wie ein Silberstreifen am Horizont.
Es ist sehr befriedigend und das macht mich sogar oftmals persönlich richtig glücklich, wenn zum Projektstart allen Beteiligten vieles klarer ist:
Den Begriff der „Schöperischen Zerstörung“ – manchmal auch „kreative Zerstörung“ genant – habe ich nicht erfunden. Die Idee ist über 100 Jahre alt und in einem Werk von Joseph Schumpeter als Begriff der Makroökonomie beschrieben. Er schreibt in diesem Zusammenhang in etwa:
Jede ökonomische Entwicklung (im Sinne von nicht bloß quantitativer Entwicklung) baut auf dem Prozess der schöpferischen beziehungsweise kreativen Zerstörung auf. Durch eine Neukombination von Produktionsfaktoren, die sich erfolgreich durchsetzt, werden alte Strukturen verdrängt und schließlich zerstört. Die Zerstörung ist also notwendig – und nicht etwa ein Systemfehler –, damit Neuordnung stattfinden kann.
Joseph Schumpeter
Auslöser für die schöpferische Zerstörung sind Innovationen, die von den Unternehmern mit dem Ziel vorangetrieben werden, sich auf dem Markt durchzusetzen.
In unserem Kontext spreche ich jedoch nicht (nur) von Produktionsfaktoren, sondern von dem unternehmerischen Anspruch, wenn nicht alles, dann zumindest viel in Frage zu stellen. Auch die in der Vergangenheit liegenden Entscheidungen. Nicht nur im großen Ganzen. Sondern auch in jedem einzelnen Projekt.
Dem geneigten Leser wird mein „askub“ bekannt sein. Das „A“, das „S“ und das „K“ habe ich bereits oben beschrieben. Es folgt nun noch das „U“ für die Umsetzung und das „B“ für die Bewertung – und schon schliesst sich der Kreis.
Und um es in den größeren Zusammenhang zu setzen: Es geht nicht um „Rennen. Stehen bleiben. Rennen…“ sondern um „ständige Bewegung“.
Und der Ansatz ist selbstredend praxistauglicher als die Wissenschaft, in der es so schön heisst:
Nur Unternehmen, die sich fortwährend in Frage stellen, bleiben stabil.
Statt alle paar Jahre mal das eine oder andere Projekt anzuschieben empfehlen wir, das „in-Frage-stellen“ zur Alltagsaufgabe zu machen.
Und den Blick nicht nur über den eigenen Tellerrand, sondern auch links und rechts der betrieblichen Scheuklappen nicht nur zuzulassen sondern sogar Tag für Tag aktiv zu wagen.
Wer dies ähnlich sieht oder kennen lernen will und dafür einen Schöpferische Zerstörer als Sparringspartner sucht ist herzlich eingeladen.
Ich freue mich auf Fragen, Anregungen und Kommentare.
Gern hier unter diesem Beitrag aber auch per E-Mail oder telefonisch: +49 (0) 6151 78754-21
PS
Bei meiner obigen Geschichte war das „U“ wie Umsetzung bisschen aufwendiger als gedacht und nur zwei Nägel in die Wand zu hauen und ein Bild dran zu hängen. Aber in „B“ wie Bewertung wurde bei diesem Projekt mehr als die volle Punktzahl erreicht. Macht uns alle froh, oder?
Wir freuen uns über Anmerkungen, Anregungen und Fragen.
Entweder gleich hier unter dem Beitrag als Kommentar oder aber auch über eine E-Mail oder einen Anruf
2 Comments
Ronald Häring
Lieber Jürgen,
einmal mehr ein sinniger Beitrag. Prima.
Jürgen Wolf
Danke für die Blumen lieber Ronald.
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